Mar-Thar's Bootstagebuch

Motorboote

Archiv: Sea Ray 185 SRV "Amalthea"  (Bj. 1985)

Archiv: Sunseeker Outlaw "Jonathan L. Seagull"  (Bj. 1995)

Archiv:Bayliner 2655 Ciera Sunbridge "Ganymed"  (Bj. 1993)

Archiv: Bayliner 2855 Ciera Sunbridge "Ganymed II"  (Bj. 1995)

Archiv: 2855 Ciera Sunbridge SE "Ganymed III"  (Bj. 2001)

Archiv: Bayliner 3055 LX "Ganymed IV" (Bj. 2000)

Bayliner 3258 "Ganymed V" (Bj. 1996)

Searay Utopia 185

Segelboote

Archiv: Marina 23 "Metis"

Archiv: Marina 23 "Thebe"

Projekte

Deerberg Amethyst 27 "Virgin Wood"

Projekt: Neuaufbau der Deerberg Beryll 'Calisto'

Törnberichte

Törn: Sommerurlaub 2006. Von Bodenwerder zur Müritz

Törn: Vatertagstour 2009 von Bodenwerder zur Müritz

2011 Eldenburg (Müritz) nach Damp

Videos

Videos:2011 Damp (Ostsee) nach Gelting Mole und zurück

Von Bodenwerder zur Müritz

Eine „Seh-Fahrt“ vom 23.06.2006 bis zum 05.07.2006. 

Logbuch der MY „Ganymed“  GÖ-J 289

Skipper: Martin

Crew: Jutta

 

Boot: Ganymed (II)

 

 

 

 

 

Donnerstag, 22.06.2006 15:00

 

Nachdem wir den eigentlich schon für letzten Samstag geplanten Start aus gesundheitlichen Gründen verschoben hatten, ist es heute endlich soweit: Das Boot ist im Wasser, fast vollgetankt und mit ausreichend Proviant und allem sonstigen für die Fahrt beladen, die daheim gebliebenen Kinder sind mit ausreichend Kostgeld, Verpflegung und Instruktionen versorgt und es könnte theoretisch jetzt losgehen.  Da andererseits die Schleuse in Hameln wohl nur noch bis 20:00 geöffnet ist, entschließen wir uns, die Nacht im Hafen in Bodenwerder zu bleiben und laden Babsi und Andreas ein, mit uns den Abend an Bord zu verbringen.

 

Klar zum Auslaufen im Hafen des MCB Bodenwerder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23.06.2006 09:45

Es geht los. Wir genießen die ersten paar Kilometer ohne irgendwelchen besonderen Vorkommnisse und erreichen bei sehr gemächlicher Fahrt nach eineinhalb Stunden die erste von insgesamt 24 Schleusen auf unserem Weg.

 

Freitag, 23.06.2006 11:15

War ja klar: Wir wollen das erste Mal im Leben die Schleuse Hameln benutzen und was passiert: Ausgerechnet heute steht natürlich ein Bagger in der Schleusenkammer und führt irgendwelche Reparaturarbeiten aus. Wir werden von der netten Schleusenfrau mit der Aussage vertröstet: „Das kann sich noch eine knappe Stunde hinziehen“, genießen solange die Sonne und warten...

 

Und warten ...

Und warten ...

Und warten ...

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Freitag, 23.06.2006 15:15

Der Bagger ist weg, die Reparaturarbeiten abgeschlossen, und wir sind im Begriff, unsere erste Schleuse zu passieren. Nachdem uns die nette Schleuserin noch einige Tipps für’s Schleusen mit auf den Weg gegeben hat, haben wir die Schleuse für uns alleine und alles läuft glatt. Offenbar hat der Rest der WSA-Hameln-Belegschaft nichts besseres zu tun und versammelt sich am Ende der Schleuse, um uns beim schleusen zuzusehen.

 

Freitag, 23.06.2006 17:35

Wir legen einen kurzen Zwischenstopp bei der Einfahrt zum Doktorsee in Rinteln ein, entscheiden uns aber dann, das Tageslicht auszunutzen und noch ein wenig weiterzufahren.

 

Freitag, 23.06.2006 19:00

Wir beenden den Tag auf dem Campingplatz in Borlefzen bei Vlotho, auch wenn sich weder ein Hafenmeister noch sonst ein zuständiger Mensch auf dem (abgeschlossenen) Steg blicken lässt, was uns leider von ausschweifenderen Landgängen abhält.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tageskilometer: 70

 

Samstag, 24.06.2006 07:45

Abfahrt in Borlefzen. Wir dümpeln  mit gemächlichen 11 – 13 Km/h die Weser runter und geniessen die Landschaft. Alles in allem eine recht entspannende Art des Reisens, auch wenn wir von diversen Radfahrern überholt werden...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 24.06.2006 09:45

Über den sogenannten „Südabstieg“ wollen wir in den Mittellandkanal schleusen. Da sich trotz längerem Warten nichts tut und sich zudem sowohl die in der mitgeführten Karte gelisteten als auch die von der Auskunft mitgeteilten Telefonnummern als ungültig oder nicht erreichbar erweisen, befragen wir einen am anderen Weserufer liegenden Skipper und erhalten die Auskunft, dass die Südschleuse Sportboote nur noch als Beipack zur gewerblichen Schifffahrt schleust. Da hätten wir natürlich lange warten können... Also Leinen los und auf zur Schachtschleuse zwei Kilometer stromabwärts...

 

Samstag, 24.06.2006 10:45

 Das sind irgendwie doch leicht andere Dimensionen als in Hameln! Glücklicherweise haben wir die Schleusung zusammen mit dem Dicken da links knapp verpasst und durften dann etwas später mit nur einem anderen Sportboot hochschleusen. Wider Erwarten ging unsere zweite Schleusung überhaupt völlig problemlos über die Bühne.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Käpt’n Hook“ bei der Schleusenarbeit

 

 

 

 

 

(„Ihh, ist das hier alles glitschig, gib mal ‚nen Handschuh“)

 

Samstag, 24.06.2006 11:00 

Das war ja einfach ... J

Wir sind im Mittellandkanal und tuckern mit 12 Km/h bei 1500 u/min gen Osten.

 

Samstag, 24.06.2006 11:20 

Na toll! Wir haben noch keine zwei Kilometer auf dem Kanal zurückgelegt und werden direkt von einem entgegenkommenden Wasserschutz-Polizeiboot angehalten. („Allgemeine Verkehrskontrolle, Ham Sie Alkohol oder Drogen konsumiert?“) Da wir guten Gewissens versichern können, dass das berauschendste an Bord eine Flasche griechischer Wein ist, dürfen wir unbehelligt mit der Auskunft weiterfahren, dass auch die Polizisten nicht wissen, ob und/oder wo es am Kanal Normalbenzin zu tanken gibt.

 

Samstag, 24.06.2006 16:30 

Wir sind im „Lister Hafen“ mitten in Hannover angekommen (eine Bezeichnung, die sich als völlig übertrieben rausstellt, da der „Hafen“ lediglich aus einer Ausbuchtung im Kanal besteht, in der zwei Schwimmstege und zwei ehemalige Marine-Dampfer festgemacht sind, von denen einer als (Diesel-) Tankstelle und Pizzeria dient. Hier gibt’s die Auskunft, dass die eigentlich von uns zum Auftanken auserkorene Tankstelle in Seelze leider schon vor eineinhalb Jahren zugemacht hat, und die nächste wohl erst in Magdeburg einige Kilometer Elb-aufwärts zu finden ist. Au ha. Das könnte die Planung natürlich ein ganz klein wenig durcheinander bringen...

 Positiver Aspekt des Zwischenstopps: Zum ersten Mal gibt der DVB-T-Receiver tatsächlich etwas von sich, und zwar gleich über die gesamte Bandbreite inclusive Privatsendern. 

Kilometer bis jetzt: 164, die Tankanzeige steht noch auf gut „halbvoll“, noch 35 l in Kanistern vorhanden

 

Sonntag, 25.06.2006 10:00

Nachdem sich der Käpt’n beim Brötchenholen leider ein wenig in der Hannoverschen Innenstadt verlaufen hat, findet die Abreise etwas später als geplant statt. Da die Verbrauchsplanung durch die obige Aussage etwas durcheinander geraten ist, ist ab sofort Spritsparen angesagt, und wir schippern jetzt die meiste Zeit nur noch mit 10.5 – 11 Km/h bei 1250 U/min den Kanal entlang.

 

Sonntag, 25.06.2006 11:00  

Wir kommen an der Schleuse „Anderten“ an.  Nach einer Dreiviertel Stunde Wartezeit werden wir zusammen mit einem Schubverband und einem halben Dutzend anderer Sportboote geschleust und sind um 12:15 wieder unterwegs. Wir stellen fest: Auch im Binnenbereich ist ein Funkgerät eine sinnvolle Anschaffung, und sei es nur, um an der Schleuse mal fragen zu können, wann es denn weitergeht. Will ich auch!

 

Sonntag, 25.06.2006 18:10 

Wir sind mit 15 km/h an der Abfahrt zum Elbe-Seitenkanal und am Yachtclub Fallersleben „vorbeigehetzt“ und haben die Schleuse „Sülfeld“ erreicht. Nach den Informationen in der Karte macht die eigentlich um 18:30 Feierabend und wer durch will, sollte spätestens eine Viertelstunde vorher eingefahren sein. Haha!  

Wie mir der Schleusenwärter über die Info-Säule mitteilt, arbeitet die Schleuse im 24h-Betrieb. Vor uns warten noch zwei Schubverbände, „Wenn die einfahren sage ich Euch Bescheid, dann muss es aber schnell gehen, die werden schnell nölig, wenn sie wegen Sportbooten warten müssen“.  Als wir eine halbe Stunde später einfahren, haben wir noch nicht mal irgendwo eine Gelegenheit zum Festhalten gefunden, als sich die Schleusentore schließen und der Pegelstand sinkt.  Da der Schuber vor uns auch noch nicht festgemacht hat und seine Maschine immer noch läuft, werden wir ziemlich willkürlich in der Schleuse umhergespült und stehen fast quer. Zu allem Überfluß dreht sich die Ganymed mit der Badeplattform in eine eingelassene Leiter und mir bricht allmählich der kalte Schweiß aus. Glücklicherweise gelingt es mir, das Boot von der Wand wegzudrücken und wieder freizubekommen, bevor der Pegel soweit abgesunken ist, dass es sich ernsthaft in der Leiter verkeilt. Hätte bestimmt interessant ausgesehen, wenn das Boot in 12m Höhe in der Schleuse nur noch an der Badeplattform hängt....  Der Käpt’n des Schubers vor uns lacht sich fast tot, als er unsere verzweifelten Bemühungen sieht, das Boot wieder unter Kontrolle zu bekommen.

 

Sonntag, 25.06.2006 19:30 

Wir haben die Schleuse nahezu unbeschadet überlebt und laufen in den Hafen des MYC Wolfsburg, ca. 500 m hinter der Autostadt ein. Wieder ist kein Hafenmeister mehr aufzutreiben, also machen wir einfach fest, zapfen über den Landanschluss etwas Strom und genießen die Tatsache, dass auch Wolfsburg Bodenwerder in Sachen DVB-T offensichtlich deutlich voraus ist.  

Kilometerstand: 248  Die Tankanzeige steht auf knapp Viertelvoll, immer noch 35l in Kanistern.

 

Montag, 26.06.2006 10:45 

Da immer noch kein Hafenmeister aufgetaucht ist, und nach Aushang am Büro vor 17h auch nicht zu erwarten ist, betrachten wir den verbrauchten Strom und die genossenen Duschen als freundliches Gastgeschenk und machen uns wieder auf den Weg. Der Tag vergeht relativ ereignislos und wir laufen gegen 16:45 in einen noch nicht in den Karten verzeichneten Sportboothafen in Haldensleben ein. Da sich die Tankanzeige inzwischen bedenklich der „Empty“-Marke nähert, fülle ich die verbleibenden 35l aus den Kanistern ein und mache mich unter zu Hilfenahme eines vom Hafenmeister geliehenen Bollerwagens und zweier weitere 25l-Kanister zu Fuß auf den Weg zu einer 2 Km entfernten Tankstelle, um weitere 85l Sprit zu besorgen.

 Wir lernen einen Schweizer Skipper kennen, der mit einem 9m-Boot allein durch Europa tourt und in den letzten Monaten 2200 Km zurückgelegt hat.

 

Kilometerstand 301 Km, Tankanzeige steht wieder auf Halbvoll, 35l in Kanistern.          

 

„I’m walking ....“

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 27.06.2006 08:35

Wir verlassen Haldensleben und erreichen um 10:45 das Schiffshebewerk Rothensee, wo wir nach über 220 Kanal-Kilometern den Mittellandkanal verlassen, um 7 Km elbaufwärts im alten Zollhafen in Magdeburg vollzutanken. Dummerweise haben wir nach 125l die Tankstelle „leergetankt“ und müssen halbverrichteter Dinge weiterfahren. Wenigstens ist es uns gelungen, hier noch ein paar Fender und eine aktuelle Karte der jetzt folgenden Gewässer zu erwerben. Die mitgeführte war von einem freundlichen Clubmitglied des MCB Bodenwerder ausgeliehen und stammte offensichtlich noch aus DDR-Zeiten. Wie sich später herausstellte, hat das Schiffshebewerk am nächsten Tag (28.6.2006) seinen Betrieb endgültig eingestellt und wir gehörten offenbar zu den letzten, die es genutzt haben. Hat doch auch mal was ;-)

Wir fahren ca. 15 Km Elb-abwärts und fädeln um 15:00 über die Niegripper Schleuse in den Elbe-Havel-Kanal ein, der seit 2003 die direkte Anbindung an den Mittellandkanal darstellt. Nachdem wir um 17:00 noch die Schleuse „Zerben“ passiert haben, erreichen wir gegen 21:05 die Schleuse „Wusterwitz“, die allerdings schon seit einer Stunde geschlossen ist.

Kilometerstand: 403, Tankanzeige: Viertelvoll, 35l in Kanistern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
        Das Schiffshebewerk Rothensee                        

 

Mittwoch, 28.06.2006 06:30

Der Tag, der fast das vorzeitige Ende unseres Törns bedeutet hätte:

Bereits um 06:30 schleusen wir durch Wusterwitz in den Wendsee, an den sich Plauer See und Breitlingsee anschließen und erreichen um 08:15 über die Havel die Wassertankstelle „Hohmann Werft“ in Brandenburg, die erste „Normal-Bleifrei-Tankstelle“ nach Magdeburg. Da diese erst um 09:00 öffnet, warten wir geduldig, bis ein ca. 70-jähriger Mann auftaucht, der sich uns als Tankwart vorstellt. Nachdem er auf seine Frage „Diesel oder Benzin“ von Jutta die Antwort „Diesel“ erhalten hat, die ich aber eine Sekunde später lautstark in „Normal bleifrei“ korrigiere, drückt er mir eine Zapfpistole in die Hand und schaltet die Pumpe ein. Als mir zwei Minuten später auffällt, dass die „Normal-Bleifrei“ Pistole noch auf ihrem Haken an der Zapfsäule hängt ist es knapp zu spät: Die Doofnase hat mich gerade 46 Liter Diesel in den Tank füllen lassen! L  

In dem Versuch, den Schaden durch „Verdünnung“ zu begrenzen, tanke ich noch 300l Normalbenzin hinterher in der Hoffnung, dass der Motor dieses Mischungsverhältnis frisst und wir unsere Fahrt fortsetzen können. Die Hoffnung erweist sich 250m später als vergebens: Unter heftigem Spucken, Spotzen und Knallen und ziemlicher Rauchentwicklung ist Feierabend und wir treiben langsam die Havel entlang... 

Glücklicherweise haben wir ja ein (!) Paddel an Bord, mit dem wir uns langsam wieder dem Ufer annähern können, wo ich erstmal provisorisch festmache und den Versuch starte, den Motor durch Spritzufuhr aus dem Reservekanister wieder zum Leben zu erwecken, was nach einigen Startversuchen auch gelingt. Also zurück zur Tankstelle, wo es dann die aus zwei Pappnasen bestehende Besetzung innerhalb von sechs Stunden nicht schaffen, irgend etwas zu unternehmen, um die Situation zu lösen, sei es durch auspumpen (was daran scheitert, dass sie weder genügend Fässer noch eine Pumpe haben) noch mit irgendeinem anderen konstruktiven Vorschlag aufwarten können, bis mir um 14:00 der Kragen platzt und ich den beiden Hansels unter Androhung anwaltlicher Aktionen endlich zwei volle 25l-Kanister aus dem Kreuz leiere und wir diesen Ort um 14:45 mit fast 400l nutzlosem Ballast im Tank und 85l Normalbenzin in Kanistern verlassen können.

 

Mittwoch, 28.06.2006 15:15 

Wir erreichen durch den Beetzsee die Schleuse „Brandenburg“ und biegen ein in die untere Havel, die wir bis zum Trebelsee und dem anschließenden Göttin-See folgen und biegen in Ketzin ab in den Havel-Kanal, wo wir um 20:45 die Schleuse Schönwalde erreichen, die aber bereits geschlossen ist, was uns zusammen mit drei Seglern zum Übernachten direkt im Kanal zwingt.

 

Donnerstag, 29.06.2006 06:45 

Wir brechen mit der ersten Schleusung auf und erreichen das Ende des Havel-Kanals um 08:45 bei Hennigsdorf, wo er in die obere Havel mündet und biegen einen Kilometer nördlich in den Oder-Havel-Kanal ab. In der Marina Havelbaude am OHK findet sich ein freundlicher Hafenmeister, der mir einen Mitarbeiter samt Pritschenwagen leiht, um unsere Kanister an einer Straßentankstelle wieder zu füllen.  Um 10:00 geht es mit vollen Tanks weiter und gegen 11:00 erreichen wir die Schleuse „Lehnitz“ im Anschluß an den Lehnitzsee.  Der Tag bringt noch diverse weitere Schleusen mit sich: Um 13:15 haben wir die Schleuse „Liebenwalde“ passiert und sind im „Malzer Kanal“, der an der Schleuse „Bischofswerder“ (14:20) endet und uns in die „Obere Havel“ bringt, die hier eine Strömungsgeschwindigkeit von max. 2 Km/h aufweist und uns keine besonderen

 Anstrengungen beim Hochfahren abverlangt. Weitere Schleusen an diesem Tag sind „Zehdenick“ (16:00), „Schorfheide“ (18:45), „Zersen“ (19:35) und „Regow“, wobei wir letztere allerdings erst gegen 21:45 erreichen und die letzte Schleusung hier um eine ¾ Stunde verpasst haben.  Die Landschaft hier ist äußerst idyllisch, mein GPS zeigt selbst beim rauszoomen auf 1.8 Km im Umkreis von 20 Km um unseren Liegeplatz weder einen Ort noch eine Straße an. So ruhig haben wir lange nicht gelegen J

 

Ich beginne damit, die ersten 10l des verseuchten Sprits aus dem Tank abzusaugen und 1:1 mit dem Normalbenzin aus dem Kanister zu mischen. Ein erster Probelauf zeigt, dass der Motor diese Mischung offenbar verkraftet. Da ich nur einen Pumpschlauch für den Außenborder-Betrieb habe muß ich improvisieren und bastele aus einem Kugelschreiber einen Schlauchadapter, der seinen Zweck einigermaßen erfüllt, aber nicht sonderlich stabil erscheint. Mühsame Sache, diese Umfüllerei...

 

Freitag, 30.06.2006 07:30 

Der Schubverband, hinter dem wir seit dem Passieren der Schleuse „Zehdenick“ (teilweise mit 6 Km/h) hergefahren sind und der hinter der Schleuse „Zersen“ den gestrigen Tag beendet hatte, hat von uns eineinhalb Stunden Vorsprung erhalten, da die noch kommenden Schleusen allesamt zu klein sind, als dass wir zusammen geschleust werden könnten und wir ohnehin jedes Mal warten müssten, bis er durch ist. Wir holen ihn erst kurz vor Fürstenwalde wieder ein und sehen ihn in den folgenden Tagen noch mehrfach wieder; das letzte Mal am folgenden Donnerstag in Malchow.  

Auch dieser Tag ist geprägt von Schleusen: Jutta will unbedingt das Viertelfinale Deutschland-Argentinien sehen, also müssen wir bis 17:00 irgendwo einen Liegeplatz mit Strom gefunden haben. Bis Mirow sind noch sieben Schleusen zu überwinden: 

07:30 Schleuse „Regow“

08:20 Schleuse „Bredereiche“

10:50 Schleuse „Fürstenberg“

 In einem Boots-Zubehörhandel direkt oberhalb der Schleuse gelingt es mir, einen zusätzlichen Sprit-Schlauch inclusive Schellen und Verbindern zu kaufen, so dass ich nicht immer erst die Motorluke freiräumen und öffnen muß, um den Sprit aus dem Tank umzupumpen.  Nach einer Stunde Bastelei und umpumpen geht es weiter durch die sog. „Kleinseen“ der mecklenburgischen Seenplatte: 

12:40 Schleuse „Steinhöfel“

14:00 Schleuse „Strasen“

15:05 Schleuse „Canow“

15:50 Schleuse „Diemitz“ 

Mit erreichen der Seen kann ich endlich mal wieder etwas schneller fahren, als die 6 – 10 km/h der vergangenen sieben Tage. Auf dem Weg von „Strasen“ nach „Mirow“ verbrate ich zwei komplette 25l-Kanister ;-) Die 12m-Turi-Charter-Gondel, die wir heute morgen noch in der Havel überholt haben, schafft es trotzdem jedes Mal, zusammen mit uns geschleust zu werden :-(

 

Freitag, 30.06.2006 17:00 

Wir erreichen Mirow, unsere letzte Station vor der Müritz. Das Spiel fängt gerade an, und wir haben immer noch keinen Liegeplatz, geschweige denn Strom oder Fernseh-Empfang. Ein relativ uninteressierter Hafenmeistersgehilfe weist uns in der Stadtmarina einen Liegeplatz zu, nach dem Festmachen stellen wir jedoch fest, dass unser Landanschlusskabel leider zu kurz ist, um bis zum Anschlussterminal zu reichen. Der Versuch, die Sat-Anlage über den mitgenommenen Inverter zu betreiben scheitert am Erschöpfungszustand der Batterie, bevor ich auch nur die Schüssel fertig ausrichten kann. Die Stegnachbarn weisen uns darauf hin, dass im Restaurant der Marina das Spiel auf Großleinwand übertragen wird, aber da sich in dem 12x8-Meter-Raum ca. 120 Leute drängeln, ist die Luft zum Schneiden, die Temperatur bei ca. 40 Grad und Jutta sieht lediglich Schultern und Köpfe vor sich und ist stinksauer.  

Der Appetit ist uns vergangen; ich beschließe, das restliche Tageslicht zu nutzen und so machen uns gegen 18:00 wieder auf den Weg zur Müritz. Eine skurrile Sammlung von Ferienhäusern direkt im Wasser liegt rechts und links am Wegesrand:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir durchfahren den „Larzer Kanal“ und sind halb durch, als irgendwas gegen die Schraube knallt. Grundberührung ist wohl auszuschließen, zu sehen ist auch nichts, aber wie eine spätere Kontrolle ergibt, hat die Schraube eine ziemliche Kerbe davongetragen. Vielleicht ein unter Wasser treibender Baumstamm oder so was in der Art... Gegen 18:15 passieren wir die Schleuse „Mirow“ und sind endlich im Zielgebiet angekommen:  In der „Kleinen Müritz“.  

Wir laufen um 19:00 die Marina „Rechlin“ an, wo sich Jutta beleidigt weigert, umgehend das Boot zu verlassen um wenigstens den Schluß der Verlängerung im hiesigen Restaurant sehen zu können. Wir melden uns beim netten Hafenmeister an und beschließen den Abend bei einem guten Essen im Restaurant, wo wir dann wenigstens die Höhepunkte des Spiels noch als Wiederholung sehen können...

 

Samstag, 01.07.2006 

Ruhetag. Wir gehen ein wenig einkaufen und beschließen, den Tag hier in Rechlin zu bleiben. Ich installiere die Satelliten-Anlage (wobei die Schüssel samt LNB gleich im ersten Anlauf baden geht und ich sie aus 3m Tiefe aus dem Hafenbecken fischen muß) und wir haben zumindest Gelegenheit, das Viertelfinale unseres Gruppengegners zu sehen.

 

Sonntag, 02.07.2006 

Gegen 12:00 verlassen wir Rechlin mit Ziel Waren, wo wir gegen 14:45 ankommen. Der Hafen ist erstaunlicherweise fast voll, wieder einmal wird uns ein Liegeplatz zugewiesen, bei dem unser Landanschlusskabel nicht bis zum Anschlusskasten reicht, heute macht uns das aber nichts. Wir gehen beim Italiener auf der anderen Hafenseite essen.

 

Montag, 03.07.2006

Es ist dermaßen knall-heiß hier, dass ich mich allmählich frage, wieso wir überhaupt ursprünglich nach Kroatien wollten. Wir verbringen fast die gesamten nächsten drei Tage am und im Kölpinsee, und legen hin und wieder eine Badepause ein, um ein wenig das Boot zu putzen. Montag auf Dienstag übernachten wir vor Anker im Reek-Kanal.

Voll die Kitsch-Postkarten-Idylle :-)

Dienstag, 04.07.2006

Wir suchen uns wieder einen Platz im Yachthafen Waren, um das Halbfinale Deutschland – Italien sehen zu können. Wir kriegen zwar einen Liegeplatz mit Strom, die Schüssel funktioniert einwandfrei, aber Deutschland verliert trotzdem in der Verlängerung 0:2 und verpasst das Finale L

Mittwoch, 05.07.2006

Gegen 18:00 haben wir Kölpin-, Fleesen- und Malchower See durchquert, um im Yachthafen Malchow einen Dauer-Liegeplatz für die Ganymed zu buchen. Wie sich am nächsten Morgen herausstellen wird, ist der vom Vorbesitzer avisierte Platz allerdings ebenso wie alle anderen freien Plätze schon längst vergeben, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als uns woanders umzusehen. 

19:00 Der „Meister“ ist da, um uns morgen nach Hause zu fahren. Wir trinken ein paar Bier und verfolgen das zweite Halbfinale, in welchem Frankreich Portugal besiegt.

 

Donnerstag, 06.07.2006 09:00

Wir einigen uns darauf, dass wir es in Jabel mit einem Dauerliegeplatz versuchen wollen. Jutta fährt mit dem Multivan voraus, während ich mit Bernd den Wasserweg über Malchower See und Fleesensee in den Jabelschen See nehme.  

Gegen 12:00 ist ein Bojenliegeplatz für den Juli gebucht und bezahlt, wir haben geduscht und ausgeladen und beschließen den Urlaub mit einem wirklich vorzüglichen „Zander im Walnuss-Mantel“ im Restaurant Toplicht in der Marina „Maribell“. Gegen 15:00 geht es (leider schon) ab nach Hause, wo wir wegen diverser Staus auf den Autobahnen, die wir daraufhin tunlichst meiden, gegen 20:45 ankommen.

Nachtrag

Wie das Leben so spielt, lag das Boot noch keine 14 Tage im Jabelschen See, als ich einen Anruf erhielt: "Ich möchte Ihr Boot kaufen". Gesagt, getan, hingefahren, Probefahrt gemacht und kaum zwei Tage später waren wir wieder Bootlos. Wiederum 14 Tage später dann stolze Besitzer von Ganymed, der dritten .... ;-)

 

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